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MsdnOrNgeblait Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Naumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold» Pfennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nechweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Vor geschriebene Erscheinung-- tage und Platzvorschrifte* werden nach Möglichkeit KerNsprechev: RMt WllSdrUff v berücksichtigt. Anzeigen» annahme bis vorm.10Uhr ---- " Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Torrinatt- »scheint täglich nachtn. S UHr sär ük» jolgenden Lag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geichtllsllrue und dcn Ausgabestellen r MK. im Monat, bei Zustellung durch die Boten L,so Md., bei Poftbcstellung L W». zuzüglich Abtrag- aebllbr. Einzelnummern «°?nü>ch Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend PostdotenundunsereAus- tragcr und Geschäftsstellen ! ! b! 2—2 nehmen zu jeder Zeit Be- peunngen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen b-strht kein Anspruch aus Lieferung ver Fettung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr. 168. — 84 IatzrMNg Telegr.-Adi..: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresdeu Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, ÄLR 22. Juli IN2Z Die Machen des Zusammenbruchs. Die historische Forschung, die es sich zur Aufgabe stellen will, Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit auf ihre Gründe, ihre Ziele, den Geist, der sie lenkte, und die Er- zebnisse, die entstanden sind, untersuchen zu wollen, würde mrch die einfache Erkenntnis sehr bald zur Unmöglichkeit ihres Tuns geführt werden, daß es eins wirklich objel - !ive Geschichtsschreibung nach Rankes bekann- !em Wort gar nicht gibt. Gewiß mag man sich den Dingen gegenüber, die man selbst miterlebte, miterlitt, nicht von wrnherein bewußt einseitig gegenüberstellen wollen, aber !s gibt keinen Menschen, der sich von einer ungewollten Einseitigkeit sreimachen könnte. All diese Bedenken gegen eine überstürzte historische Untersuchung sind aber dann ganz besonders wichtig und sollten auch durchschlagend fein, wenn es sich nm eine historische Erforschung poli tischer Entwicklung der letzten Jahrzehnte handelt, die zanz erheblich unter stärkster parteipolitischer Einseitigkeit leiden muß. Wenn also der Untersuchungsausschuß zur Lrforschuug der Ursachen des deutschen militärischen Zusammenbuchs 1918 jetzt seinen Bericht über seine Arbeit und seine sogenannten Fest- - Itellungen herausgibt, so beweisen allein schon die Vor- zänge in der Sitzung des Reichstages am vergangenen tzreitag, daß wir mit diesem Bericht nun kaum einen »roßen Schritt zur Feststellung objektiver, von allen ange nommener Wahrheiten getan haben. Es war im März lS1v in Ler Verfassunggebenden Deutschen Nationalver- lammlung, als der Ministerpräsident Scheidemann erklärte, »ie Regierung werde schleunigst einen Gesetzentwurf zur Errichtung eines Staatsgerichtshofes einbringen, in dem »ie Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungs- »usschusses vorgesehen war. Dieser Untersuchungsaus- ichuß ist dann eingesetzt worden mit einer Viergliederuug »es von ihm zu untersuchenden Stosses, dafür wurde aber ichließlich der Gedanke fallengelassen, einen Staatsgerichts- Los einzurichten, der die sogenannten Kriegsschuldigen zur Verantwortung ziehen soll. Der Untersuchungsausschuß hat dann entsprechens jener Viergliederung vier Unteraus schüsse eingesetzt, in deren Richtlinien ausdrücklich gesagt vnrde, daß nicht etwa eine wissenschaftliche Arbeit ge- »eistet sondern eine Enquöte veranstaltet werden soll, bei der politische Gesichtspunkte mitzusprechen hätten. Der vierte Untersuchungsausschuß hat nun über die nsten Ergebnisse seiner Arbeit einen dreibändigen Bericht herausgegeben, der die militärischen Vorgänge des Jahres 1918 behandelt und im wesentlichen eine Sammlung von vier Denkschriften ent hält. Da ist zuerst das Gutachten des bekannten Berliner Professors Delbrück, eines Militärhistorikers, der als cefouders schroffer Gegner Ludendorffs bekannt ist. Das st . cht auch aus seinem Gutachten, wonach die Oberste ecreslcitung Verhandlnngsmöglichkciten über einen eben vcrbindert habe. Im zweiten Gutachten behandelt b cst Schwerdtfeger die Frage der staatsrechtlichen -'Nb persönlichen Verantwortlichkeit der führenden Männer i r Reichsregiernng und der Obersten Heeresleitung; der , p'sammeubruch 1918 sei nicht Schuld einzelner, sondern nahezu unabwendbares Schicksal, dem Deutschland ilt- fotge unglücklicher Verhältnisse verfiel. Min militärisch-wissenschaftlich find die beiden ankeren Gutachten, nämlich das des Generals von n n hl und das des Generals Wetzell, des Chefs Operationsabteilung der O. H. L. General von Kuhl Meist mit Hilfe gewissenhafter Tatsachenfeststellungen nach, baß von der O. H. L. z w a r F e h l e r ge m a ch t worden h i n, ihr aber eine Schuld am deutschen Zusammenbruch nachzuweisen sei. Die Ursachen für den militärischen p.uchmmenbrnch 1918 lägen überwiegend in jenen unglück- u^cn Verhältnissen, die zu ändern außerhalb Ler Macht -cr O. H. L. gelegen hätte. Es ist natürlich ganz unmöglich, in diesem Rahmen auch nur andeutungsweise auf den Inhalt dieser riesigen Denkschrift einzugehen; vielleicht interessiert nur die Fest stellung, daß zu Beginn der deutschen Offensive im Westen auf deutscher. Seite eine Überlegenheit au Mannschaften über den Gegner erzielt war, Wassen und Munition aus reichend vorhanden waren. Dagegen waren die rück wärtigen Stellungen für den Fall des Mißlingens der Offensive ungenügend, was an und für sich erklärlich war, i weil alle kampffähigen Truppen und militärischen Ar- s beiiskräfie an die Front gezogen wurden. Gefehlt hatte ; cs auf deutscher Seite an den nötigen Tanks, die her- f z»stellen nur auf Kosten anderen Kriegsmaterials möglich » gewesen wäre. Die körperliche Leistungsfähig keit der Truppen war natürlich 1918 nicht mehr dis i gleiche wie im ersten Kriegsjahr; dabei muß darauf hin- chwicsen werden, daß der Vorwurf, die Offensive sei an dem Alkoholmitzbrauch der deutschen Truppen gesch-eitert, eine üble Verleumdung ist, denn für den Gesamifortschritt d-r Offensive waren einzelne wirklich vorgekommene Ex- zesse nicht von Belang. Entscheidend für die Veränderung der militärischen Lage zuungunsten Deutschlands war die Erschöpfung der seelischen und körper lichen Leistungsfähigkeit der völlig abge- ! impften Truppen, der Mangel an Mannschaftsersatz an der Front und das Knappwerden des Kriegsmaterials. Diese ?veststelluuaen sind übriacns im Untersuchungsaus- LWSse PrWmmntm M Mmrwte. Botschafter Hoesch Sei Brian- Paris, 20. Juli. Der deutsche Botschafter v. Hoesch hat am Quai v Orsay um eine Audienz nachgcsucht, um dem Außen- nMister Briand die Antwort der deutschen Regierung auf die letzte französische Note in der Frage des Sichcrheits- rmkles zu überreichen. Herr v. Hoesch ist am Montag von Briand empfangen worden, dem er die Note übergab. Eine Abschrift der deutschen Note wird auch dem englischen Auswärtigen Amt vom deutschen Botschafter in London überreicht werden. Die Veröffentlichung der Ant wortnote ist nunmehr für Mittwoch vorgesehen. Was steht in der Antwort? über den Inhalt der deutschen Note wird in den fran zösischen Blättern alles mögliche zusammenkombiniert. Im allgemeinen besteht die Überzeugung, daß Deutschland die Verhandlungen fortsetzen will, und daß es dem Reichs- außenminister Stresemann gelungen ist, die Widerstände gegen den Garantiepatt und den Beitritt des Reiches zum Völkerbund zu überwinden. Am ernstesten sind wahr scheinlich die Informationen des sonst gutunterrichteten „Daily Telegraph" zu nehmen, der zu melden weiß, daß die deutsche Note ziemlich lang ist. Obgleich sie das Wort „Konferenz" nicht erwähne, soll sie doch den Vorteil münd licher Verhandlungen gegenüber dem diplomatischen Notenaustausch betonen. Was Westeuropa angeht, stimme die deutsche Note dem französischen Vorschlag bei, daß die französische wie die belgische Grenze besonders garantiert werden sollten. Indessen werde in der Note der Vor schlag gemacht, daß zum Zwecke der Stabilisierung und Beruhigung Westeuropas „die Bedingungen der Rhein- s landbesatzung (bezüglich der Stärke der alliierten Garni- t fouen) noch einmal definiert" werden sollen, und daß, z wenn es zu Streitigkeiten kommen sollte, an Stelle r „selbständiger Sanktionen" Schiedsgerichte treten. In der Frage der SchicdsgerichtSvcrträge zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn, die Frankreich allein garantieren will, werde die deutsche Note be sonders Aufklärung darüber verlangen, in welchem Falle die Franzosen das Recht für sich in Anspruch nehmen könnten, die entmilitarisierte Zone zu durchschreiten, ein Recht, das ihnen wahrscheinlich von Deutschland in jedem Falke abgesprochen werde. Was den Völkerbund betreffe, so wende sich Deutsch land noch immer gegen die Auslegung des Artikels 16 der Völkerbundsatznng, der irgendeiner Macht das Recht zufpreche, deutsches Gebiet zu durchschreiten, wenigstens solange, als Deutschland entwaffnet sei. Ferner könne Deutschland in den Völkerbund eintreten, wenn die Kölner Zone geräumt sei. Offiziöse Prefiekommentare zur Antwort note. Eigener ßernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 21. Juli. Während die gesamte Presse mit einem gewissen Mißtrauen die deutsche Note ausgenommen hat und zu wißen glaubt, daß die Verhandlungen darüber noch sehr lange fortdauern werden, sind die offiziös inspirierten Nachrichten bureaus anderer Ansicht. Es heißt dort, daß jetzt der Weg ge ebnet sei, um Verhandlungen aus gesunder Basis zu führen. Die Note erwecke die Hoffnung, daß die Verhandlungen über den Sicherheitspakt zu einem guten Ende führen würden. Die Note sei in einem sehr herzlichen Ton gehalten, so daß man den Ein druck gewinnen könne, daß Deutschland den Willen habe, zu einem Ende zu kommen. Unter diesen Umständen fei es möglich, zu hoffen, daß in nunmehr vierzehn Tagen das Terrain sondiert sei und das Hinzuziehen Deutschlands zum Sicherheitspakt bald voll endete Tatsache werde. Man müsse Briand beglückwünschen, der die Seele des Sicherheitsgedankens sei. * Der französische Abmarsch. Essen, 20. Juli. Die Räumung des Nuhrgebietes ist nunmehr Tat sache geworden. Recklinghausen, am weitesten östlich vor geschoben, machte am Sonnabend den Anfang, am Sonn tag und Montag erfolgte dann die Räumung von Gelsen kirchen, Bochum, Hattingen und Witten, der Städtereihe östlich von Essen. Damit ist die gesamte Bochumer Etappe frei geworden. Zur gleichen Zeit geht die Räumung noch weiter. Bis zum 20. Juli wird das belgische Bcsetzungs- gebiet in der Lippcgegend, nördlich vom Jndustriebezirk, geräumt sein. Bis zum 31. Juli wird auch Essen, Mül heim «nd Oberhausen von der fremden Einquartierung befreit sein. Der Oberkommandierende des Brückenkopfes Duis- bürg hat dem Regierungspräsidenten mitgeteilt, daß am 20. Juli um 12 Uhr uachts die von belgischen Truppen seit dem 11. Januar 1923 besetzten Gebiete geräumt sein werden. Die belgischen Behörden hören von diesem Zeit punkt an auf, ihre Kontrolle auszuübe«. Die Hochstutkatafirophe auf Korea Neuyork, 21. Juli. Weitere Berichte aus Tokio über die über Korea hereingebrochene Sturmflut besagen, daß die Zahl der durch die Katastrophe Getöteten nicht schätzbar ist. Auf einer einzigen großen Insel sielen mehr als 6000 Menschen dem Un glück zum Opfer. Mehr als 100 000 Menschen sind obdachlos geworden. Besonders verheerend hat die Hochflut in den Pro vinzen gewütet, die sich um die Hauptstadt Koreas gruvvisren, wo ganze Städte vernichtet wurden. schuß einstimmig gemacht worden. Der Zu > amm c n - bruch der Offensive bedeutete aber noch mast den Verlust des Krieges, den tatsächlich vielmehr erst der Zusammenbruch Bulgariens und dann Österreich-Ungarns h^rbeiführte. Von da an war der Krieg militärisch ver loren; an die Stelle der militärischen Mittel mußte die Diplomatie treten. , Noch ein anderer einstimmiger Beschluß des Aus schusses sei hier angeführt — neben der Feststellung, daß von einer bewußten Friedenssabotage der O. H. L. naht die Rede sein kann —: Die Oberste Heeresleitung hat ihre Wandlungen stets in dem guten Glauben begangen, damit dem Wohle des gesamten Vaterlandes zn dienen. Die deutsche Kampffront hat bis zuletzt alles geleistet, was in ihren Kräften stand, und eine Schuld an dem deutschen Zusammenbruch trifft die im Westen kämpfenden Truppen nicht. Die deuischsu GachlieferuuZsu. Berlin, 20. Juli. In den letzten Wochen sind von Frankreich und Belgien freie Skchlieferungsverträge über Reparatious- fachlieferungen im Gesamtbeträge von etwas über 8,3 Millionen Reichsmark abgeschlossen worden. Davon wird Frankreich u. a. die Einrichtung für eine Fabrik im Werte von rund 2 Millionen RM., Holzlieferungen im Werte von rund 1,5 Millionen und Werkzeugmaschinen im Werte von 0,75 Millionen Reichsmark erhalten. Auf Belgien entfallen eine Bestellung für die Postver- waltung von rund 1,2 Millionen Reichsmark Telegraphen- siangen, die belgische Eisenbahnverwaltung hat einen Posten von verzinktem Eisendraht im Betrag von 655 000 Reichsmark in Auftrag gegeben und läßt ferner für mehrere 100 000 Mark Reparaturen von Nestitutions- lokomotiven ausführen. Im übrigen ist bet der Beurteilung der im freien Lieferungsverkehr zustande kommenden Sach lieferungen auf Reparationskonto stets im Auge z« be halten, daß, diese Lieferungen nur einen kleinen Teil der i gcmmien Vacylreserungen ouven und daß' der weitaus grösste Teil der Reparationsquote von deuZwangs- I liefern n g c n an Kohlen, Stickstoff und Farbstoffen in Anspruch,genommen wird. Das CHLnaprobZem vor der Lösung? Angebliche Einigung der Mächte. In Londoner politischen Kreisen verlautet, daß iu letzter Stunde eine Einigung zwischen England, Frankreich, Japan und Amerika hinsichtlich der Behandlung der chinesischen Frage erfolgt sei. England hat sich damit einverstanden erklärt, daß eine Anzahl unparteiischer Richter beauftragt werde, fesiznstellen, wer an den blutigen Zwischenfällen iu Schanghai die Schuld trägt. Dieser Gerichtshof soll in öffentlichen Verhandlungen besonders das Verhalten der englischen Stadtpolizei prüfen. Amerika hat sich damit einverstanden erklärt, daß die Zollkonferenz und die Juristenkonferenz den Auftrag erhalten, die exterritorialen Rechte der Ausländer in China abzubauen; beide sollen in einer angemessenen Zeit in China zusammentreten. Die Bestimmung „an gemessene Zeit" erstreckt sich auf eineu Zeitraum von einem Monat bis sechs Wochen, allerdings unter der Voraussetzung, daß sich inzwischen in China keine ernsten Zwischenfälle ereignen. ZeZ auf das schwerste bedroht. r Abd-el-Krim konzentrie-rt neue Truppen. Nach dem Blatte „A. V. C." hat sich die militärische z Lage in der französischen Zone in Marokko und die Be drohung von Fez so verschärft, daß ein allgemeiner Angriff erwartet werden muß. Die Stellung um Amzgu ist iu den Händen der Nif- iente, die nach Süden in der Richtung von Kolen und Karia Vorstößen. Die Stelluna vcu Kela-Esles wurde