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MdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast. I Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Melken s gerrchts und des Stadtrats zu Wilsdruff. des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen beUdttchN 5«» .Wilsdruffer Tageblatt» erschein, an allen Werktagen nachmittags S Uhr. »e,u,»preis: Bei Abholung in »a Beschllftsstelle und den Au»,abestellen 2 RM. im Monat, bet Zustellung durch Lie Boten r,30 RM., bei Poftbestellung ru-üglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern Epfg.AllePostanftaUen Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und «nsereAus. ttS«erund iS«schäsI»st-ll-u U 2-2 nehmen ,u jede, Zeit Be. stellungrn entgegen. Im Fall-höherer Gewalt, Krieg ober sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — «üchsendung eingesandier Schriststülke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. °°L-Ko7LW Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 L'M^b.-m.tt.ttenA^-bern.h» Nr. 177 — 90. Jahrgang Wilsdruss-Dresden - Telegr.-'idr.: .Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 1. August 1931 Vertrauen und Kredit. „Rheingold" — Der empfindliche Nerv — Das Schiff des Vertrauens. „In Paris nichts Neues', muß man unter leichter Ab wandlung jenes bekannten Wortes sagen, das einst einen .Kriegsbericht' darsteüte. Deswegen darf man dieses Wort wählen, weil eben in dem gegenwärtigen zwar stummen, aber erbitterten Kampfe der großen Wirtschafts mächte um das Gold und den Kredit nichts wesentlich Neues geschah. Auch deswegen, weil der Schwerpunkt dieses Wirtschaftskrieges gerade in Paris liegt. Un erfreuliches geschah nicht, — und auch das ist heute schon von Vorteil. Erfreuliches ereignete sich aber auch nicht, — aber das ist heute, da die allgemeine Lage erfüllt ist mit Nöten und Schwierigkeiten, traurig und überaus niederdrückend. Man darf ferner feststellen: es wurde konferiert, es wird konferiert, es wird konferiert werden. Auf London folgte Berlin. Da wurde uns empfohlen, uns aus eigener Kraft aus dem Sumpf herauszuzieben. Man braucht bei diesem Bild nicht an Münchhausens angebliche Heldentat zu denken; 1923 haben wir diese Heldentat wirklich fertig bekommen und eigentlich sollten wir ein bitzchen stolz daraus sein, daß uns das Ausland die Vollbringung zum zweiten Male überlätzi und — zutraut. Auch Macdonald und Hender son haben bet ihrem Besuch in Berlin nichts geäußert oder gar verheißen, was mehr als nur die Zusage war, uns in jenen Sumpf nicht noch tieser hineinzustoßen und auch die andern, die am Rande des Sumpfes stehen, zu gleichem Stillehalten zu instruieren. Die Instruktions ausschüsse sind gebildet — und das ist wenigstens ein Fortschritt von den Worten der Londoner und Berliner Konferenzen zu Taren. Auch die dort beschlossenen Prü fungsausschüsse sind gebildet und werden bald Deutsch lands Wirtschaft und Finanz ins Eiamen nehmen. Da neben geht dann auch die Politik von Konferenz zu Konferenz. Bis die „große Politik" ln Genf auf der Semptembenagung des Völkerbundes in Aktion tritt, wird der Deutsche Reichskanzler erst noch mir Musso, i n i zusammenkommen. Auch der „Duce" kann uns nichi Helsen. Er hat uns zwar dankenswerterweise durch schnellen Verzicht aus die deutschen, vom Hoover-Plan zu stundenden Zahlungen direkt geholfen Aber er wie Eng land und Amerika wollen und können nicht gegen den französischen Goldstachel löcken Denn Paris liegt aus seinem Hort wie Fasnir, der Wurm, - diesem Hort, der zum großen Teil „Rheingold", deutsches Gold ist. * Rückblickend können wir aber erfreulicherweise sagen, daß wir uns doch schon ein Stück aus dem Sumps heraus- gearbeilet haben, ein bißchen festeren Boden unter den Füßen gewannen. Es ist nicht bloß unsere Überzeugung, ist also kein Selbstbetrug, sondern wird von selbst uns nicht wohlwollenden Ausländern bestätig!, daß es gelungen ist, die deutsche Währung zu hallen „im Slurm- gebraus" Schwerer ist die Mühe, uns nach der Decke der zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel zu strecken, schwer vor allem aber, weil davon so viele — nicht zur Verfügung stehen Immerhin sind wir auch hierbei schon vorwärtsgekommen. Ungeduld zu zeigen und ungeduldig nach uberscharfen Maßnahmen zu rufen, ha, aber wenig Zweck. Es ist wirklich der „norvn^ rarum", der „Nerv der Dinge', um den es sich beim Geld handelt. Und mit Nerven muß man vorsichtig umgehen weil sie sehr emp findlich sind! Was aber jetzt vordringlich der Regelung wartet, das ist der Kredit, dieses Blut in unserem Wirtschastskörper. Nach den furchtbaren Verlusten, die wir seit dreiviertel Jahren an diesem kostbaren Stofs er litten haben, muß mit den kargen, daher so teuren Resten um so sparsamer, rationeller umgegangen werden. Nur dort wird man ihn einseyen dürfen und wirken lassen, wo mit ihm der höchste Nutzeffekt erreich, wird Ob das geschieht und ob frühere Hehler vermieden werden, ist ja auch ein Teil jenes Eramens, das die internationalen Bankiersausschüsse bei uns anstellen und von dessen Aus gang es vor allem abhängt, ob man „ns später helfen will oder Helsen wird. 4- Einen nicht ganz unbefriedigten Blick nach rückwärts dürfen wir also tun Aber wir können mi, weit mehr als nur Befriedigung, können mi, Stolz einen Blick nach _ oben tun. Dor, hinauf, wo der „Graf Zeppelin" seine silberglänzende Bahn zog Es war keine Rekordfahr, nach dem Nordpol wie die des Italieners Nobile, die wohl ihr Ziel erreichte, dann aber ein so furchtbares Ende sand Das „Frisch gewagt ist immer nur „halb ge wonnen" Und der „Gras Zeppelin" ha, es nicht nötig. Rekorde zu brechen Man schil, oder lach, oft im Ausland über den allzu spstemamch arbeitenden Deutschen Nun, gerade diese Wstemanlche Arben ^'unseren Zeppelin so oft über den AKantU. dann um den ganzen Erdball und nun schließlich vinaus und hlnauf über die Eisweiten der Arktis getragen Wohl iNck, bloß nieman dem von uns, auch nirgends tn d" d,e sorgnis, die Hahn könnc mißglücken ^'"g s fach so spstemalisch, so - selbstverständlich Und ebenso selbstverständlich ist das Vernauen, da. wir und jetzt wohl auch die ganze WeN aus das Werk des "Grafen Zeppelin" setzt. Ein leichtes wäre es gewesen, die deutsche Flagge am Heck des Zeppelin über dem Nordpol wehen Ab Mmih MMler ZWWMrW Uebergang in 3 Stufen. — Beschränkungen nur für Sparkonten. Sicherung der Banken. Wenigstens bet den Banken schein, es in de, nächsten Woche Ernst werden zu sollen mit der Zulassung vzw. der Wiederaufnahme des vollen Zahlungs - Verkehrs. Die gegenseitige Stützung der Großbanken für diesen Zeitpunkt und ihre Gemeinschaftshaftung, andererseits die Verbreiterung dieser Kapitals- und Kreditbasis durch Hinzukommen von Reichs- und Reichs bankgarantien find weiter ausgebau, worden; an der neuen Akzeptbank erfolgte bekanntlich sogar eine direkte Reichsbeteiligung im Betrage von 80 Millionen Außer dem ist von einer Reihe Berliner Privatbankiers eine Lombardkasse gegründet worden, wo die Banken die Möglichkeit haben werden, Kredite durch Beleihung von Effekten — „Lombardierung" — zu erhalten. Auch diese Lombardkasse steh, mit der Akzeptbank im Wechsel kreditverkehr. Störungen vom Auslande her, also durch die dort bisher so beliebten Kreditkündigungen, dürften kaum zu befürchten sein, da das internationale Still haltekonsortium ihre Arbeit tn Berlin laut Mit teilung der Reichsregierung „zur Zufriedenheit abgeschlossen hat und eine Grundlage für das weitere Vorgehen geschaffen ist" Wie bekannt wird, liegt als bisheriges Vcrhand- lungsergebnis ein prinzipielles Einverständnis der großen englischen und amerikanischen Banken vor, keine weiteren Kreditkündigungen in Deutschland vorzunchmen. Auf Grund der getroffenen Vereinbarungen sollen die aus ländischen Banken vorläufig für einen Zeitraum von einem halben Jahr stillhalten. Inwieweit sich nunmehr die übrigen Auslandsgläu biger dem geplanten Standardabkommen mit den eng lischen und amerikanischen Banken anschließen werden, wird die nächste Zeit ergeben. Bei allen weiteren Ver handlungen wird nunmehe auch das eingesetzte Stillhalte komitee der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die am Montag eine Sitzung abhält, ein wichtiges Wort mitsprechen. Anscheinend viel weniger Aussicht, schon in den näch sten Tagen wieder zum vollen Zahlungsverkehr zurückzu gelangen, Haven aber die Sparkassen. Das Reich hatte ihnen zum Zweck der beschränkten Auszahlung I0O Millionen zur Verfügung gestellt; jetzt kommen weitere 75 Millionen hinzu in Horm eines Kredites, der entweder ebenfalls durch Lombardierung von Effekten der Sparkassen erhältlich ist oder gegen Wechsel, für du aber auch die zuständige Kommune die Haftung mit über nehmen muß. Auch sonst werden wohl neue Bestimmun gen über die Sparkassenstatmen herauskommen. Um das wirklich reibungslose Arbeiten der Groß banken bei Eintritt des vollen Zahlungsverkehrs herbei- zusühren, müssen vorher aber gewisse „Störungs- Momente" ausgeschaltei werden. Vor allem wird de der große Apparat der Darmstädter und Natio nal b a n k in diese Arbeit wieder eingefügt, auch durch eine Ausdehnung der Äussallbürgschast, die das Reich für die Verbindlichkeiten dieser Bank übernommen hatte Gleichzeitig damit erfolg, eine weitere Stützung dieser Bank durch Verständigung mi, großindustriellen Kreisen, die sich durch Erwerb eines großen Aktienpakets der Danat bank gegen Barzahlung finanziell an Vieser beteiligen. Über eine solche Bürgschaft des Reiches hinaus gehen aber angebliche Pläne der Regierung, sich an der Dresdner Bank durch Erwerb von sog. „Vorzugs aktien" zu beteiligen, mit denen bekanntlich auch ein großer rechtlicher Einfluß auf die Zusammensetzung der Leitung und des Aufsichtsrats verknüpft ist Damit würde auch äußerlich bemerkbar werden, daß die frühere Stellung des- Reiches zu den Großbanken sich infolge der Vorkommnisse in den letzten Wochen nicht unerheblich geändert hat. Wiederaufrichiung der Danaibank. Erweiterung der Neichsvürgschaft. Die Darmstädter und Nationalbank wird, wie amtlich mitgeteilt wird, bei Wiederaufnahme des allgemeinen Zahlungsverkehrs ihre Schalter öffnen und alle Zahlungen unbeschränkt leisten. Durch eine Ver ständigung mit der Industrie ist erreicht worden, daß diese von der Bank und ihr nahestc .enden Kreisen angenomme nen Aktien, die unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, im Nennwert von 35 Millionen Mark -nm Kurse von l!.:> zu passen. AVer nur nüchtern-wissenschaftliche Zwecke sollten erreicht werden. Daß es so ausgezeichnet gelang, darüber freuen wir Deutschen uns gerade jetzt, da wir uns das Vertrauen der Welt erringen wollen und sollen: Es muß ruhig, systematisch, selbstverständlich vorwärts- und aufwärtsgehen. Dr. Pr. Prozent übernimmt. Dadurch werden der Bank neue Mittel im Betrage von 43 Millionen Mark zugcführl. Die Ausfallbürgschaft des Reiches für die alten und neuen Gläubigcrforderungen besteht fort und wird auf alle Wcchsclverbindlichkeitcn und Bürgschaftsvcrpslichtun- gen der Bank ausgedehnt werden. Tie Aufstellung des Stams der Bank hat ergeben, so wird amtlich erklärt, daß die notwendig gewordenen Ab schreibungen durch die offenen und stillen Reserven voll abgedeckt sind. Für später ist eine Verbreiterung der Kapiialbasis der Bank vorgesehen. Die Aus führung dieser Absicht wird geschehen, sobald die Verhält nisse in der Wirtschaft eine klare Beurteilung zulassen. Durch die Besprechungen mit der Reichsregierung und der Reichsbank ist die Gewißheit geschaffen, daß die Bank allen Anforderungen, die durch die volle Aufnahme des Zah lungsverkehrs an sie herantreten können, zu entsprechen vermag. Reichsbeteiligung an der Dresdner dank. 300 Millionen Mark Vorzugsaktien. Bereits seit Tagen schweben Verhandlungen zwischen der Regierung und der Dresdner Bank mii dem Ziele, die Kapitalkraft der Dresdner Bank ganz erheblich zu stärken. Es hat sich dies als notwendig erwiesen, weil durchaus unbegründete Gerüchte über eine besondere Illi- qniditäi der Dresdner Bank seit Wochen in allen Teilen deS Reiches umlaufen, die die Gefahr einer besonders starken Inanspruchnahme der Bank bei der Wiederher stellung des freien Zahlungsverkehrs heraufbeschworen hätten. Die Verhandlungen hierüber sind jetzt im wesent lichen abgeschlossen. Es ist beabsichtigt, das Kapital der Dresdner Bank um 300 Millionen Mark zu erhöhen durch Aus gabe von 300 Millionen Mark Vorzugsaktien, die das Reich übernehmen soll. Die einzelnen Modalitäten der Aktienausgabe stehen noch ntch, fest, doch ist, wie anderweitig vielfach behaupte, wird, nicht beabsichtigt, die neuen Aktien zunächst nur mit 25 Pro zent einzuzahlen. * Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs. Amtlich wird mitgeteilt: Entsprechend der Ankündigung der Reichsrcgierung wird in der kommenden Woche die Aufnahme des norma len Zahlungsverkehrs erfolgen. Es wird am Montag der unbeschränkte Überweisungsverkehr innerhalb der zum Überweisungsverband gehörigen Institute, am Dienstag der unbeschränkte Überweisungsverkehr,unter Ausschluß der Überweisungen auf Postscheck- und Rcichsbankgirokonten, im übrigen ganz allgemein aufgenommen werden. Vom Mittwoch ab werden auch die Überweisungen auf Post fchcck- und Rcichsbankgirokonten und die Barauszahlun gen auf Kontokorrent- und Giroguthabcn unbeschränkt zu lässig sein, während die Abhebungen von Sparkonten bei Banken, Sparkassen und Genossenschaften zunächst noch ge wissen Beschränkungen unterworfen bleiben. Die Vcrord nung, die die Einzelheiten regelt, wird im Laufe des Sonn- abend erlassen werden. ReiWMislM aus 15 Prozent erhöht. Der Zentralausschuß der Reichsbank nahm in etwe eineinhalbstündiger Beratung von dem Beschluß des Reichsbankdirektoriums Kenntnis, den Neichsbankdiskon, von 10 auf 15 Prozent und den Lombardsatz von 15 auf 20 Prozent mit Wirkung ab Sonnabend zu erhöhen. Die Begründung der Diskonterhöhung. Von der Reichsbank wird zur Diskonterhöhung fol gende Erklärung ausgegeben: Die Rücksicht auf die nach teiligen Auswirkungen solch hoher Zinssätze aus die ohne hin außerordentlich schwierige Lage der den,sehen W,rt schäft, insbesondere auch der Landwirtschaft hat die Neichsbank veranlaßt, solange als möglich an den zur zeit geltenden Sätzen f-ltM« üen. Wenn die Reichsbanl sich gleichwohl heute im Hinblick aus die aus Anlaß der bevorstehenden Wiederaufnahme des vollen Zahlungsverkehrs zu erwartenden Ansprüche zur Vornahme der Erhöhung