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Königliche Amtsgericht und -en Stadtrat zu Wilsdruff Fo»1lrentamt zu Tharandt Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 2S614. 77. Jahrg Sonntag den 31. März 1918 Nr. 7S MW ttnonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin GW. 4S. für die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für da« -m, -I,.L sowie für das Königliche Wochenblatt für Wilsdruff und Amgegend. Erscheint seit dem Jahre 1S4D Da« .Wlsdrufter Tageblatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Z-sNage, abends s Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Eelbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 pfg., monatlich ro Pfg., vierteljährlich 2,10 Mk.,- durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,so Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne ZusteNungsgebühr. 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Der amtliche Teil befindet sich heute in der Beilage. WM Wie in der Mser-SGU 7« KeMMe md M GeM. Goiäene Slrablen. Wer w^ce sich vermessen, heute — mitten im Er leben drin — die große, die furchtbare, die heilige Zeit der Gegenwart schon voll zu erfassen? Nicht der Ge- schichtsforscher, nicht der Politiker, nicht der Soldat, der die Schlachten schlägt, und nicht der Diplomat, an dessen Webstuhl der Weltensturm die abgerissenen Fäden durch einander wirbelt, können der Mitwelt in dieser Stunde schon künden, wes Geistes die Weltenwende ist, aus deren Wehen eine neue Zeit heraufsteigt. Selbst diejenigen, dje diese Zukunft formen, werden ihr Wesen erst voll erkennen, wenn es ihnen vergönnt ist, den Zeitabstand zu erleben, der ihnen die Ungeheuern Ausmaße der Ereignisse als Vergangenheit zeigt. Künstler, Bauherren, Eteinmetzmeister und Scharwerker müssen — einer wie der andere — gleichviel ob ihr gottbegnadeter Genius oder die Muskel gewalt ihren Willen zum Werke steggekrönt hat — zurücktreten von dem Dome, den sie zur luftigen Höhe emporgeführt haben, soll ihnen die volle und wahre Schönheit und Grundgewalt von Säulen und Bogen, Maßwerk und Kreuzblume eingehen. Die Schaffenden kennen nur das. eine Ziel: hinauf! wie unsere Volks gemeinschaft, umbrandet von wildester Raubgier, nur das eine: hindurch! Auf diesem Wege ist wieder ein Großes vollbracht. Noch überwältigender als bei allen rückwärts liegenden Großtaten fühlt bereits die Gegenwart hindurch, daß damit Ruhmesblätter ohnegleichen in die Geschichte des Deutschtums werden eingereiht werden. Die Posaunen stöße des Erfolges hallen in des Reiches frühling- schwangern Gefilden just in der Stunde zusammen, da die - Glocken, die nicht mit der Mannesblüte aus Stadt und Dorf im Felde stehen, die Auferstehungsbotschaft in die festtäglichen Herzen einläuten. Unser kaiserlicher Herr hat mit der historischen Vertiefung, in der er an die großen Überlieferungen an- -uknüpfen liebt, an seines Marschalls Brust das einzig, artige Symbol geheftet. Niemals hat die Sprache der Heraldik das Glück gehabt, das volle Volksempfinden so restlos zu verdolmetschen. Lauteres Gold strahlt aus von dem Manne des Vertrauens der Nation. Hindenburg — unser Erretter, Sieger, Führer! Wer auch immer sich im Dienste des Vaterlandes in schwerster Zeit aufbraucht, kühlt sich gehoben und mitgeehrt. Von diesen goldenen Strahlen fällt ein Schein auf alle seine Getreuen und Tapferen, die Tod und Verderben trotzend die deutschen Fahnen zum Siege geführt haben, fällt ein verklärendes Licht auf die Heldengräber, die den Ruhmespfad säumen. Das Nibelungengold der Treue und unverlöschlichen Dank barkeit soll und muß echt und vollwertig bleiben im Wandel ber Zeiten. Es ist ein stolzes Bewußtsein, den Aufstieg unseres nationalen Könnens in dem Riesenkampfe der Ber- teidigung von Monat zu Monat an neuen ungeahnten Fortschritten zu verzeichnen; drinnen und draußen steht man in Erstaunen und Bewunderung, wie die Zeitläufte der Zerstörung neue Errungenschaften bringen, die einer späteren Zeit Kulturwerte zu sein bestimmt sind. Was wer das Können des deutschen Volkstums mit dem Siege krönen wird, das ist seine Verbindung mit dem Geiste, der ' es durchtränkt. Kein Pharisäertum! Auch uns mußte der Weltkrieg ins Gewissen greifen, auch uns mußte er er stehen und es waren harte Lehrjahre. Der Abglanz von dem Sinnbild auf Hindenburgs Brust möge allen Mit- nbeitern an der Emporführung der Nation, an ihrer inneren Festigung nicht weniger denn an ihrer Härtung nach außen, die groben Forderungen des TageS ins Helle Licht rücken. Nichts erfreulicheres als Lie Wahryehmung, wie mit dem Eintreffen der gewaltigen Siegesnachrichten dasjenige, waL man weniger höflich als herzhaft als die innerpolitische Katzbalgerei bezeichnet hat, auS den Organen der öffentlichen Meinung fchlankweg verschwunden war. Die großzügige Behandlung der neuen Lage in der Presse — fast aller Schattierungen — kann nur mit Genugtuung und Befriedigung begrüßt und anerkannt werden. Einige kleine Rückfälle in daS auSgefahrene Gleis seien dem holprigen Boden gutgehalten. In der Tat: Hindenburg hat wirklich nicht deshalb losgefchlagen und genegl, um die Probe aus die Voraussagen dieses oder jenes streitbaren Parteigängers zu machen. Also man verschone uns mit dem Nachweis sogenannter Widersprüche der Gegner oder glänzender Bestätigung der eigenen Prophezeiungen für die Zwecke der inneren Parteipolemik. Ein Vorschlag zur Güte: Noyon war vor acht Tagen noch von den Engländern besetzt, jetzt am Wochenschlusse weht dort die Fahne: schwarz-weiß-rot. Welch' ein Wider spruch. Das ist ja gerade das Gegenteil von dem Union- Jack und von der Trikolore. Das nagelt mit aller In brunst fest. Und wer weiß? Wie wirds sein, bis diese Tinte trocken wird, mit Amiens — mit Compiegne Ltnsere Erfolge im Westen. Ständig wachsende Beute. Berlin, 28. März. Bon zuständiger Sette wird zu unserem Vormarsch im Westen berichtet: Seit dem 24. März haben unsere Truppen an der Somme im Norden unter der Führung des Kronprinzen von Bayern, im Süden unter Ler Führung >es Deutschen Kronprinzen neu« grobe Erfolge errungen und dabei französisches Gelände gewonnen, das bisher oom Kriege überhaupt nicht berührt war. Diese Erfolge sind um so erfreulicher, als der feindliche Widerstand durch irisch herangezogene und eingesetzte Divisionen wesentlich Markt wird. Bereits am 26. gelang es, die Engländer aber das alte Gelände der Sommeschlacht hinauszuwerfen, was uns zugleich den Vorteil brachte, daß wir nun nicht nehr in dem Trichtergelände zu kämpfen haben. Die Keile, »ie in die englische oder wie man jetzt richtiger sagen sird, englisch-französische Front Hineingetrieben worden md und die sich auf jeder Karte deutlich abzeichnen, ent- srach den dort vorhandenen Hauptbahnlinien. Dabei ist es besonders interessant, daß nördlich von Zapaume bereits die Vollbahn von uns wieder in Ve rleb gesetzt ist und daß an anderen Stellen auch die den Engländern abgenommenen Feldbahnlinien, die die gleiche Spur haben wie unsere Bahnen, bereits wieder laufen, mchdem sie von unseren Pionieren sofort wieder ausge lickt werden konnten. Die erbeuteten Vorräte sind so groß, >ab stellenweise aus ihnen die ganze Versorgung unserer ilrmee erfolgen kann. Die Zahl der Gefangenen und der rbeuteten Geschütze wächst dauernd und hat heute Lie bis- >er bekanntgegebenen Ziffern erheblich überstiegen. Mit >er Besetzung von Montdidier haben wir die Gegend rreicht, die offenbar der Schnittpunkt der englischen und »er ursprünglich französischen Front ist. Es ist natürlich iesonders zu begrüßen, daß gerade dort unser Vor- und durchstoß hat erfolgen können. Montdidier istAusgangs- mnkt der von den Amerikanern viergleisig ausgebauten kisenbahn nach Amiens und Paris. Das Erscheinen französischer Dwisionen an der bchlachtfront läßt den bestimmten Schluß zu, daß die ranzösische sog, Operationsarmee des General Foch be- eits mit starken Kräften in die Schlacht und in Mit- -idenschaft gezogen ist. Danach kann man schon heute ie Lage auch der Franzosen als kritisch bezeichnen, m so mehr als w-ittre Schläge Hindenburgs auch noch an nderen Fronten als an der Somme zu erwarten sein ürjten. . 100 Lustsiege der Gebrüder Lichthöfen. Berlin, 28. März. Am 27. März 1918 schoß der Rittmeister Manfred Freiherr v. Richthofen über dem Schlachtfelde der Kaiserschlacht seinen 7 t., 72. »nd 73. Gegner ab. AuS diesem Anlaß erhielt sein Vater. Maior v. Richtbofen, vom kommandierenden.General der Luftstreitkräfte folgen des Telegramm: Heute schob Ihr Sohn Manfred seinen 71., 72. und 73. Gegner ab. Der 71. Sieg des Rittmeisters rundet die Zahl der Luftsiege Ihrer beiden Söhne auf 100. In dank- barer Bewunderung beglückwünschen mit mir die Luft streitkräfte das Elternpaar der in ihren Leistungen so stolzen und in ihrem Wesen so bescheidenen Brüder. In vi- !°n taufend deutschen Herzen werden heute die innigsten Wümche für Ihre tapferen Söhne aufglühen. Massenfluchi aus Paris. Trostesworte Clemenceau-. Penterberichte von der Westfront besagen, daß di« Maneuflucht aus Paris anhält. Die bürgerliche Be völkerung räumt mit allen Möbeln und sonstigen Habselig keiten Dünkirchen und die Frontgebiete bei Ipern, Armenti^res und La Basste in der Richtung auf Paris. Dämit wird die allgemeine Panik in der Hauptstadt noch gesteigert. Einziehung der Jahresklasse ISIS. Im Heeresausschusse der Kammer hat Ministerpräsi dent Clemenceau auf dringendes Ersuchen der Mitglieder eine Darstellung der Lage gegeben. Im Verlause seiner Rede erklärte er: Der Augenblick sei nahe, wo die fran zösischen und die englischen Reserven in den Kampf eintreten würden, die Schlacht werde eine neue Wendung nehmen. Es sei aller Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß der Feind die Vorteile der Gewinne, die er erzielt habe, nicht werde bewahren können. Zum Schluß teilt« er dann mit, daß die Jahresklasse 1919 in der -wetten Hälfte des April eingezogen werden solle. Gegenstoß bei Amiens? Die englischen Blätter geben der Hoffnung Ausdruck, daß der deutsche Vormarsch östlich von Amiens aufgehalten werden könne. Nach derselben Quelle werden die Reserve- truppen der Alliierten mit größter Eile auf Motorwagen nach den bedrohten Punkten der Front geworfen. Hinter E ompiögne versperre eine große französische Armee unter dem Befehl eines Generals mit besonderer Fähigkeit den Weg nach Paris. Amerikanische Hilfe — in Worten. Die Debatten im amerikanischen Senat am 28. März standen unter dem Eindruck der deutschen Offensive. Senator Lodge forderte, daß Amerika die gesamte Männer kraft den Alliierten zur Verfügung stelle. Er verlangte von der Regierung die Waffenübung aller Jünglinge im Alter von 18 bis 21 Jahren. Rußlands neue Nationalarmee. Unter französischen Instrukteuren. Kriegsminister Trotzki hat einen Aufruf an die Be völkerung gerichtet, um die Bildung einer Roten Armee oorzubereiten. Er teilte mit, daß die Veröffentlichung eines Erlasses bevorstehe, wonach militärische Übungen allen Bürgern zur Pflicht gemacht werden. Alle früheren Generale und Offiziere werden wieder in den aktiven Dienst gestellt, um unter der Aufsicht der Volksbeauf tragten als Instrukteure Dienst zu tun. Trotzki erklärte in einer Rede, daß er eine Rote Armee von einer Million Mann aufstellen will. Interessant ist, daß zu gleicher Zeit im französischen Senat der Minister des Äußeren Pichon mitzuteilen wußte, die französische Regierung sei bereit, Trotzkis Bitte, um militärische Unterstützung anzunehmen und die etwa LOO Offiziere umfassende französische Militär- Mission mit der Organisierung einer neuen russische« Nationalarmee zu betrauen. Rückkehr der Bcrbandsvertreter nach Ruhland. Wie die Petersburger Telegraphen-Agentur mitteilt, hat der dänische Gesandte den Kommissar für auswärtige Angelegenheiten in Petersburg, Joffe, davon in Kenntnis gesetzt, daß das diplomatische KorpS der Alliierten, das sich in Finnland befindet, den Wunsch hab«, nach Rußland zurückzukehren. Auf Anordnung Joffes wurde Len Diplomaten unverzüglich ei« Sondrrzug zur Verfügung gestellt. Erfolg -er Anleihe heißt Erfolg der Waffen. Erfolg -er Waffen heißt Frie-en!