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«rsqttnt aüchtnüich dr« »al und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementüpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark so Pf. prsnümoraoäo. Ameiger für Inserat« werden di» spätesten« Mittag« de« vorhergehenden Tage« de« Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LS. Sonnabend, den LS. April 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Nach Anzeige des Commando's der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr wird nächsten Sonntag, als den 20. d. M., Vormittags nach beendigtem Vormittagsgottesdienst Allarm-Horusignal erfolgen, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Zwönitz, am 17. April 1879. Der Bürgermeister. Schönherr. Bekanntmachung. Nächsten Montag den 2t. <Z. Abends S Uhr werden die neuen Fortbildungsschüler in der Rectorschule ausgenommen und haben sich dieselben dort anzumelden. Zwönitz, den 18. April 1879. Der Schulvorstand allda. Neidhardt, Pf. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin. Die zwischen dem Reichskanzler und dem Abgeordneten Windthorst stattgehabte Unterredung hat sich be kanntlich in erster Linie auf die der verwittweten Königin Marie von Hannover zu gewährende Wittwenpension bezogen. Wie das „D. M.-Bl." erfährt, hat der Reichskanzler an allerhöchster Stelle darüber Bericht erstattet, und auch im preußischen Staatsministerium ist die Angelegenheit zur Sprache gebracht worden. Die der Königin Marie nach dem hannöverschen Grundgesetze zustehenden 180,000 Mark (60,000 Thaler) jährlicher Bezüge an Wittwenpension sollen hier an maßgebender Stelle als eine berechtigte Forderung anerkannt worden sein. Diese jährliche Rente von 180,000 Mark wird, wenn im Prin- cip zugestanden, der Königin Marie aus den Zinsen des Welfenfonds zu zahlen sein, die jährlich gegen 2,400,000 Mark betragen. Von einer anderweiten Regelung des Welfenfonds ist es jetzt still ge worden. Speier. Der 19. April ist der 350. Jahrestag des für die kirchliche und politische Entwickelung so bedeutungsvoll gewordenen Protestes der evangelischen Fürsten und Stände gegen den Versuch, der. Reformation nach kurzem Auftreten schon 1529 eine weitere Ver breitung unmöglich zu machen. Es wird von Speier aus, wo jener Protest erhoben wurde, der Vorschlag gemacht, diesen Tag oder den 20. April, den Sonntag nach Ostern, als Gedenktag in der evange lischen Kirche zu feiern. Man hofft hiedurch zugleich für die Aus führung der projectirten Retscherkirche, die auf oder in der Nähe der Städte, wo am 19. April 1529 jener Protest abgelegt wurde, noch reichere Nüttel zu erlangen. Oesterreich. Wien, 15. April. In Szegedin hat in der Sonntagsnacht einwüthenderSturm die Restaurations-Arbeiten furcht bar beschädigt und sechzig Schlagwerke zerstört, sowie sechs Stehschiffe mit Proviant und Material zum Versinken gebracht. — Aus Moskau wird gemeldet, daß dort große Entrüstung im Panslavistenlager gegen die Regierung wegen des Verbots des geplanten großen Slavcn- Congresses herrscht. Derselbe soll trotzdem nun in Belgrad am 18. Mai stattfinden. Aus Ruhland kommen Nachrichten, welche die dortige Zustände als sehr ernste erscheinen lassen und namentlich ist die Thätigkeit der geheimen Revolutionsagenten ebenso gefährlich als sie leider bis jetzt noch unaufgeklärt, ja unerreichbar gewesen ist. So meldet man, daß ein Petersburger Revolutionsblatt „Semla i Swaboda" (Land und Freiheit), im Voraus diejenigen bezeichnet, die dem „Blutgericht ver fallen seien" und in den Bureaux der Beamten, in Fabriken, Kasernen, Restaurants, in den Ministerien rc. so unvermuthet zu finden sei, daß man glauben möchte, „die Colporteurs verrichten ihr Geschäft in Tarnkappen." Ja, inan spricht von einen geheimnißvollen Bund der sich von der Ostsee und dein Weißen'Meere bis zum Schwarzen Meere und Easpisee erstreckt und an die 19,000 wirkliche Mitglieder zählen soll, der zahllosen vereidigten, aber im Nebrigen uneinge weihten Agenten nicht zu gedenken. Man behauptet, daß sich unter den Mitgliedern mehrere Generäle und auch der Abt eines Klosters befinden. Das Vermögen des Nevolutionscomitee wird aus 2 Mil lionen Rubel veranschlagt. Ferner sind auf Befehl des Kaisers Alexander der Minister des Innern Herr Makow, der Chef der Gensdarmen, Generaladjutant von Drentelen und der Stadthauptmann auf ihren Ausfahrten stets von zwei berittenen Kosacken begleitet. Alle drei Herren haben wieder holt Drohbriefe erhalten, in denen ihnen gesagt wurdet daß man gegen ihre Personen nichts einzuwenden habe, daß sie jedoch, falls sie ihre Stelle nicht niederlegten, durch die Kugel beseitigt werden müßten. An Specialitäten über das Attentat selbst, bringt das „B. T." Folgendes: Die „Petersburger (russische) Zeitung" erfährt folgende Einzel heiten über das Attentat: Von der entgegengesetzten Seite des (Ge- neralstabs)-Gebäudes um die Ecke herum bog der Verbrecher und kam direct dem Ezaren entgegen. Er schritt das Trottoir entlang; als der an der Pforte stehende Feldscheer Maimann den Mann anrief: „er solle ausweichen, der Kaiser käme," verließ der Verbrecher das Trottoir und schritt daneben in gleicher Richtung vorwärts. Als er dicht mit dem Czaren in einer Linie war, grüßte er in militärischer Position, seine mit einer Kokarde geschmückte Mütze abnehmend. Der Czar beantwortete den Gruß. In demselben Moment schob der Bösewicht die Hand in die Tasche des Paletots, zog den Revolver hervor und schoß demselben in unmittelbarster Nähe auf den Kaiser Alexander ab. Dein Kaiser war die Bewegung des Mannes nicht entgangen. Er drehte sich, nachdem er noch etwas nach vorn vorge schritten war, scharf um und entfernte sich in der Richtung zur An fahrt nach Gortschakoffs Wohnung. Der Attentäter folgte ihm gleich falls in beschleunigtem Schritt und schoß noch dreimal rasch nach einander auf den Czaren. Der ganze Auftritt vollzog sich schneller als sich erzählen läßt. Nach dem ersten Schuß stürzten sich der Feldscheer Maimann, der Unteroffizier Grigorjew mich der Litograph Lejbowitsch soivie einige zufällig passirende Leute auf den Mörder. — Die deutsche „Petersburger Zeitung" erfährt von ihrem Bericht- crstatteter Folgendes: Der Attentäter heißt Alexander Constanti- nowitsch Ssolowjem, ist ehemaliger Student der Petersburger Uni vcrsitüt und feit December vorigen Jahres hier eingetroffen als verabschiedeter Hauslehrer aus der Stabt Toropez (Gouvernement Moskau). Seine Schwester, Bruder und Mutter leben hier in Peters burg. Letztere hat ihn (im Kerker) besucht. Der Attentäter sagte gestern aus, „daß er das Attentat verübt habe, weil auf ihn das Loos gefallen sei." Als man ihn ganz entkleidete, machte sich em nicht unerheblicher Widerspruch in der Kleidung insofern bemerkbar, als die Oberkleider neu und reinlich, die Leibwäsche dagegen schmutzig und alt war. Unter den Achselhöhlen wurden, wie schon bekannt, zwei mit Gist gefüllte Kapseln gefunden, die so geschickt dort mit Wachs angeklebt waren, daß es aussah, als seien es nur ein paar große Warzen.