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erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenuwsrkmäo. Mmer Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 37. Dienstag, den 16. Mar 1882. 7. Jahrg. Bekanntmachung. 56 Haufen an der Elterleiner Straße liegendes Erlenreiftg sollen Mittwoch, den 17. Mai a. e. Nachmittags von 2 Uhr ab meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Zwönitz, am 12. Mai 1882. Der Stadtgemeinderat h. Adam Tagesbericht. —. Zwönitz. Vergangene Mittwoch ward der Gesellschaft „Erholung" ein genußreicher Abend geboten: Herr Fritz Werner aus Berlin reeitirte einige Abschnitte aus den Meisterwerken unserer Classiker und — damit auch dem Humor sein Recht werde — aus den plattdeutschen Werken Fritz Reuthers. Herr Werner löste seine Ausgabe vorzüglich, der beste Beweis hierfür war — neben dem ihm zu Theil gewordenen reichen Beifall — die gespannte Aufmerksam keit, niit der die Anwesenden von Anfang bis Ende seinem Vortrage folgten; toll hier aus dem Gebotenen etwas besonders herauögehoben werden, so möge dies die in wahrhaft meisterischer Weise reeitirte Rede Marc Antonius! an Cäsars Leiche (Shakespeare) sein. Durch d>e Vorführung von Proben aus Reuthers Dichtungen hat sich Herr Werner ein ganz besonderes Verdienst erworben, da dieselben hier wohl verhültnißmüßig wenig bekannt sind; trotz des von unseren heimische» Lauten erheblich abweichenden mecklenburgischen Dialects brachte es Herr Werner zu Wege, den darin enthaltene» kernigen und köstlichen Humor zum allgemeinen Verständniß zu bringen. Kurz, es war ein schöner Abend, wie mir gern einen ähnlichen bald wieder erleben möchten. Ermähnt sei überdies, daß die Damen ein ansehnliches und dankbares Contiugent zu den anwesenden Zuhörern stellten. — Eine Ermahnung zur Vorsicht beim Umgang mit Chili- Salpeter, dessen Feuergefährlichkeit noch nicht allenthalben bekannt sein dürfte, ergiebt folgender Vorfall. Ein in Pulgar wohnhafter Gutsbesitzer hatte am Sonnabend unterhalb Zwenkau eine Kuh mit dem Kalbe abgeholt. Letzteres hatte man auf den Wagen gestellt, während die Kuh an den Wage» angebunden ward. In Zwenkau nahm man noch einen l'/z Centn, schweren Sack Chili-Salpeter mit. Auf der Straße nach Pnlgar war von der Cigarre des auf dem Wagen sitzenden Besitzers ein Funken herabgefallen, im nächsten Augenblicke explodirte der Salpeter zischend nnd der Wagen stand in vollen Flamme». Beim Versuche, das Kalb zu retten, verbrannte sich der Eigenthümer Hände und Gesicht sehr stark und liegt jetzt an den Brandwunde» schwer darnieder. Derselbe hat von Glück zu sagen, daß die Augen von dem umherspripenden Sal peter nicht verletzt worden sind. Der obere Theil des Wagens ist vollständig verbrannt, während das Kalb solche Brandwunden erhalten hatte, daß es geschlachtet werden mußte, das Fleisch aber ungenießbar war. Pferd und Kuh wurden rechtzeitig von her beieilenden Leuten in Sicherheit. — Zur Errichtung eines Asyls für Obdachlose haben die städt ischen Collegien zu Chemnitz die Summe von 5000 Mark be willigt. — In Schlunzig bei Glauchau, 13. Mai. Gestern Abend ^9 Uhr, als der aus Callnberg gebürtige Dienstknecht Friedrich Moritz Lau mit einem Gewehre seines Dienstherrn, des Mühlen besitzers Christian Friedrich Wild hier spielte, entlud sich dasselbe plötzlich. Der Schuß ging dem Dienstmädchen Wiles, der 14jährigen Louise Clara Meyer aus Glauchau durch den Kopf und führte den Tod derselben auf der Stelle herbei. Lau wurde sofort verhaftet und in das Amtsgerichtsgefängnitz zu Glauchau eingeliefert. — Der freiwilligen Feuerwehr zu Waldheim ist für ihre vor zügliche Dienstleistung beim jüngsten Brande der Diedenmühle von der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft die hohe Prämie von 300 Mark ausgezahlt worden. — In Oberwiesenthal hat ein Dienstknecht das Pferd seines Herrn, weil es unruhig gewesen, mit einem Hammer derart an den Kopf und an den übrigen Körper geschlagen, daß das Thier in Folge der erlittenen Verletzungen nach einigen Tagen verendet ist. Der Knecht wurde auf Anzeige in Haft genommen und sieht seiner gerechten Strafe entgegen. — Naumburg a. S. Den Geistlichen unseres Bezirkes ist neuerdings vom königl. Konsistorium eine Verfügung zugegangen, krast deren sie sich der Theilnahme an dem Begräbniß eines Selbst mörders gänzlich zu enthalten haben, wenn nicht Geistesstörung no torisch, event. auch durch ärztliches Zeugniß konstatirt ist. Eine Zuwiderhandlung soll als Durchbrechung der kirchlichen Ordnung und als straffällig angesehen werden. Deutschland. Der Kaiser inspicirte in den letzten Tagen der vergangenen Woche die Truppen des 2., 3. und 1. Garde-Regiments z. F., des Garde-Füsilier-Regiments und des ersten Bataillons des Garde-Fuß-Artillerie-Regiments. Die Besichtigungen fielen zur vollen Befriedigung des kaiserlichen Kriegsherrn aus. Am Montag, den 22. Mai gedenkt sich der Kaiser in Begleitung des Kronprinzen und der Königlichen Prinzen nach Stettin zu begeben, um dort ein auf Kriegsstärke zur Uebung zusammengezogenes Landwehr-Bataillon zu besichtigen. Die General-Disclission im Reichstage über das Tabakmonvpol hat die ganze letzte Hälfte der vorigen Woche in Anspruch genommen, mit Ausnahme des Donnerstag, an welchem wegen des Schluffes des preußischen Landtages die Reichstags-Sitzung ausfiel. Was nun diese Debatten im Allgemeinen anbelangt, so haben sie mit wenigen Ausnahmen absolut Neues für und gegen das Tabakmonopol nicht zu Tage gefördert, was gerade nicht erstaunlich ist bei einem Gegen« Iland, der ja nun schon jahrlanq nach allen Seiten hin erörtert worden ist. Im klebrigen zeigte der Verlauf der General-Discussion, daß die Ablehnung der Tabakmonopol-Vorlage, trotz der jetzt vor- zuuehmenden commissarischen Berathung derselben, nach wie vor sicher ist. — Am Freitag gelangte auch die Centrumspartei durch deu Abg. I)r. Windthorst zum ersten Male zum Wort, welcher gleich beim Anfang seiner Rede auf das Entschiedendste erklärte, daß er und seine politischen Freunde zwar für die commissarische Berathung der Monopol - Vorlage, aber gegen die Einsührung des Monopols stimmen würden. Die sehr eingehende Rede des genannten Abge ordneten legte in klarster und durchaus sachlicher Weise die Bedenken des Centrums gegen das Monopol dar. Das Monopol müsse zum Einheitsstaate führen, während das Centrum auf förderativer Grund lage stehe, ferner vernichte das Monopol die blühende Tabakindnstrie und schädige die vielerlei Hilfsgewerbe, auch seien die in Aussicht genommenen Entschädigungen viel zu gering bemessen. Das Centrum habe die höhere Tabaksteuer 1879 nur bewilligt, mir der Industrie Ruhe zu verschaffen, es denke nicht daran, in eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer zu willigen, wenn nicht die Resultate der jetzt be stehenden Steuern genau ermittelt seien. Hierauf ergriff Namens der Freiconservativen Abg. Leuschner das Wort, um die sympathische Stellungnahme zu kennzeichnen, welche die Mehrheit seiner Partei dem Monopole gegenüber einnehme. Beachtenswerth waren auch die Ausführungen des von secessionistischer Seite ins Feld geschickten Redners, des Abg. v. Stauffenberg. Derselbe betonte, daß seine Partei keine Mehrbelastung des Volkes, sondern Zug um Zug eine Entlastung haben wolle. Das Monopol fei unvereinbar mit dem blühenden Tabakbau, dies zeige das Beispiel Frankreichs. Das Mo-